Wie so oft in letzter Zeit beschreiten wir Schüler und auch Lehrer neue Wege. So kam es, dass wir wegen der Corona-Pandemie das Konzentrationslager in Dachau nicht live besuchen durften, sondern eine virtuelle Führung bekamen. Am 18. Februar um 9:30 war es so weit. Die 9. Klassen saßen gespannt vor den Computern und wurden von Herrn Haas und einer Kamerafrau begrüßt.

Zuallererst erklärten einige Schüler verschiedene Bilder, die wir vorab über das Konzentrationslager und den damit verbundenen Ereignissen erhielten. Danach begann die virtuelle Führung.

Herr Haas führte uns zuerst zur originalen Eingangstür mit dem bekannten Schriftzug „Arbeit macht frei“.

Dann ging er über den großen Appellplatz, wo täglich bis zu 50.000 Häftlinge zwei Mal am Tag

mehrere Stunden stillstehen mussten,hin zum Wirtschaftsgebäude.

Dort mussten die Gefangenen bei ihrer Inhaftierung verschiedene Räume durchlaufen, in denen sie nach und nach gezwungen wurden, ihren Besitz, ihre Identität und ihre Menschenwürde abzugeben. Nach der Aufnahme besaß jeder Inhaftierte nur noch eine nicht passende Uniform, auf der die Stammesherkunft und eine Nummer abgebildet waren, Holzpantoffeln und einen Satz Unterwäsche.

Anschließend führte er uns in die nachgebauten Baracken, in denen die Insassen untergebracht waren. Nach und nach wurde ersichtlich, dass mit den Jahren und der steigenden Anzahl der Inhaftierten die Lebensbedingungen immer schlechter geworden sind. So wurden die Betten immer schmaler und hatten keine Leitern mehr, um die Unterbringung der viel zu vielen Häftlinge zu gewährleisten. Auch erklärte er uns, dass die Versorgung der Gefangenen mit Essen und Trinken sehr schlecht war. So bekamen die Häftlinge in den ersten Jahren noch für 3 Tage 1,5 kg Häftlingsbrot und Eintöpfe mit minderwertigem Fleisch. 1935 wurde dann die Ration gekürzt und ab 1942 war die Ration so gering, dass sehr viele Häftlinge wegen der viel zu geringen Essensration und der noch dazukommenden schweren Arbeit, die sie tagtäglich verrichten mussten, verhungerten

Die ganze Größe des Geländes zeigte sich dann, als er uns an den Stellen vorbeiführte, wo früher die restlichen Baracken standen. Heute befinden sich dort verschiedene Denkmäler und Gedenkstätten verschiedener Religionen.

Zum Schluss zeigte uns Herr Haas das kleine Krematorium, welches 1940 erbaut wurde.

Um die Toten in das entfernte und abgelegene Krematorium zu bringen, wurden diese in Karren aufgestapelt und von anderen Häftlingen dorthin gebracht. Da das kleine Krematorium bald nicht mehr ausreichte, um alle Toten einzuäschern, wurde 1942 das große Krematorium gebaut. In diesem Gebäude befand sich nun auch eine Desinfektionskammer für die getragenen Uniformen der Toten, eine Gaskammer, um bis zu 150 Menschen zu ermorden, Aufbewahrungsräume für die Toten und die vier neuen Öfen, um die immer größer werdende Anzahl an Toten rasch verbrennen zu können. Mit diesen Öfen war es möglich, zwei bis drei Tote pro Ofen auf einmal einzuäschern. Auch erklärte uns Herr Haas, das mit der Gaskammer, die als Brausebad betitelt wurde, nur ein Versuch mit wenigen Häftlingen durchgeführt wurde. Die Tötung im geplanten großen Stil wurde nie umgesetzt.

 

Obwohl wir all diese Gebäude nur virtuell begehen konnten, war es oft ein sehr beklemmendes Gefühl und machte uns allen klar, wie schlimm man sich die Ausmaße der damaligen Geschehnisse auch nur annähernd vorstellen kann.

Autorin: Magdalena Zweck, Klasse 9b